Museumsumbau

© Johannes Wiest

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Klostermuseum Ottobeuren: Neukonzeption und interaktive Aufbereitung

Die Benediktinerabtei Ottobeuren plant derzeit die Neukonzeption des Klostermuseums. Im Rahmen eines Pressegesprächs wurde jetzt das 1,9 Millionen Euro teure Vorhaben den Medienvertretern vorgestellt und erläutert. Gleichzeitig wurde zur Finanzierung ein erster Förderbescheid über 250.000 Euro aus dem Europäischen LEADER-Programm an den Projektträger übergeben.

"Wenn man ein großes Projekt plant, braucht man jemanden, der einem unter die Arme greift", argumentierte Abt Johannes Schaber OSB in seinen kurzen Begrüßungsworten und bezog sich damit auf den LEADER-Förderbescheid über 250.000 Euro, der anschließend übergeben wurde. "Das Gesamtvorhaben der Neugestaltung des Museums beläuft sich schließlich auf rund zwei Millionen Euro". Staatsminister a.D. Josef Miller als Vorsitzender der Bayerischen Landesstiftung betonte: "Das Klostermuseum in Ottobeuren wird zu einem Leuchtturmprojekt in der Schwäbischen Museumslandschaft werden. Es wird nach der zeitgemäßen Museumspädagogik errichtet und mit moderner Museumstechnik ausgestattet."

Laut Michael Stoiber, Geschäftsführer der lokalen Aktionsgruppe Kneippland Unterallgäu, ist das heutige Klostermuseum im weltlichen Teil des Klosters in den ehemaligen Repräsentationsräumen des Abtes untergebracht. Die Anfänge des Museums gehen zurück auf das Jahr 1881, damit ist es die zweitälteste Einrichtung seiner Art im Allgäu. Die derzeitige Präsentation des Klostermuseums stammt aus dem Jahr 1984. Eine didaktische Erschließung ist kaum vorhanden. Auch Hinweise zur Ausstattung und Funktion der Räume fehlen weitgehend. Damit erschließt sich der wichtige kulturhistorische Zusammenhang der Präsentation dem Museumsbesucher kaum, zumal die Räume und ihr "Inhalt" vielfach nicht in Zusammenhang stehen. Einige für den Kontext der Benediktinerabtei wichtige Themen fehlen zudem in der derzeitigen Aufstellung völlig. Daher soll das Museum unter dem Motto "Relaunch Klostermuseum erlebnisorientierte Neukonzeption und interaktive Aufbereitung" neu konzipiert werden, sagte dazu Frater Tobias Heim OSB. Dabei sind folgende Projektziele geplant: Einordnung der Exponate in ihren kulturhistorischen Kontext und stärkere Vernetzung der Klostergeschichte mit der Regionalgeschichte des Allgäus. Didaktisches Konzept unter Berücksichtigung des geschwundenen Hintergrundwissens in den Bereichen Religion, Geschichte, Kirche sowie bessere In-Wert-Setzung der historischen Räume. Steigerung der Attraktivität und Erlebbarkeit durch modernen Medieneinsatz und Interaktionsmöglichkeiten sind ebenfalls das Ziel. Ebenso Vermittlungskonzepte für verschiedene Zielgruppen, wie Kinder-/Jugendgruppen, Familien, Touristen, Fachbesucher. Die Berücksichtigung eines inklusiven Ansatzes. Durch neue inhaltliche Schwerpunktsetzungen und eine moderne, attraktive Gestaltung soll die Ausstellung, die unter dem Motto "Damit in Allem Gott verherrlicht werde" nicht nur allgemein eine Steigerung der Besuchszahlen erreicht werden, sondern auch den Besuchern ein herausragendes Museumserlebnis ermöglicht werden.

"Die ehemalige Reichsabtei Ottobeuren hat nicht nur eine bundesweite Bedeutung, sondern eine europäische Dimension", so Josef Miller. "Für mich ist es ein Weltkulturerbe". Daher sei es nur konsequent, dass das Museum auch mit europäischen Finanzmitteln aus dem LEADER-Programm gefördert werde. "Der Weg für die Durchfinanzierung war ein weiter", sagte indes Landrat Hans-Joachim Weirather. Laut Frater Tobias ist die Finanzierung jedoch gesichert. Eine Liste mit mehreren Förderzusagen liegt vor. "Das Kloster ist für den Landkreis von absoluter Bedeutung", so Landrat Weirather. Und Ottobeurens Bürgermeister German Fries ergänzte: "Viele soziale Einrichtungen wären bei uns ohne das Kloster nicht denkbar."

Bis Mitte 2020 sollen laut Frater Tobias die Planungen für die Umgestaltung abgeschlossen sein. Die geplante Wiedereröffnung des Museums ist für Juni 2021 vorgesehen Höhepunkt der Veranstaltung war abschließend die Übergabe des Förderbescheides über 250.000 Euro aus dem Europäischen LEADER-Programm durch die Vertreterin der LEADER- Bewilligungsstelle des Amtes für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten, Veronika Hämmerle, an Abt Johannes Schaber OSB. (jw)

(Der Artikel stammt aus dem Memminger Kurier vom 27.09.2019)

Klostermuseum wird interaktiv

In Zukunft soll die über 1250-jährige Geschichte der Benediktinerabtei in Ottobeuren auch interaktiv präsentiert werden. Im Frühsommer 2021, so der aktuelle Plan, will sich das Klostermuseum seinen Besuchern im neuen, zeitgemäßen Gewand präsentieren. "In nur acht Monaten haben wir dazu ein Konzept erarbeitet, das nun zeitnah in die Planung übergehen wird", erklärte Frater Tobias Heim bei einer Pressekonferenz.

Wie bereits kurz berichtet, bilden dazu fünf verschiedene Themenkomplexe den Rahmen: Gottsuche in Gebet und Gottesdienst, Geistliche und weltliche Herrschaft, Baugeschichte der Klosteranlage, Arbeit im Kloster und die Gelehrsamkeit. Die Inhalte dieser Schwerpunkte werden dazu auch visuell, interaktiv und inklusiv erlebbar gemacht. Insgesamt 20 Medienstationen sind in Vorbereitung, die zum Teil interaktive Inhalte oder außergewöhnliche Inszenierungen zeigen.

Ein besonderes Augenmerk des Projekts liegt neben dem Medienkonzept und der Museumspädagogik auch auf der kulturellen Teilhabe. Dazu sind inklusive Audio-Guides, ein Tastmodell mit Blindenschrift und ein Aufzug für die Barrierefreiheit geplant. "Für die neue Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen werden wir frühzeitig einen eigenen Medienplaner und Museumspädagogen mit einbeziehen", erläuterte Frater Tobias die Intension. Dem Charakteristikum eines Klostermuseums möchte das Konzept gerecht werden und treu bleiben.

Einblick in klösterliches Leben

Die Besucher bekommen in den kunsthistorischen Räumen nicht nur Informationen vermittelt, sondern erhalten auch einen Einblickin das klösterliche Leben und Wirken der Benediktinermönche. Gewänder und Gefäße der liturgischen Feierlichkeiten im Jahreskreis werden dabei beispielsweise selbst Ausstellungsstücke und weisen damit gleichzeitig auf den praktischen Gebrauch hin. "Wenn ein Kelch fehlt, ist der eben gerade im Einsatz", erklärte Frater Tobias dazu.

Zudem sollen die Basilika und das Museum näher zusammenrücken. "Das Klostermuseum Ottobeuren möchte mit der Neukonzeption auch die Museumsachse Ottobeuren-Memmingen-Buxheim stärken", so der ehemalige Staatsminister und Vorstandsvorsitzende der Bayerischen Landesstiftung, Josef Miller. Die Kosten für die Modernisierung des 35 Jahre alten Museums schlägt mit 1,9 Millionen Euro zu Buche, deren Finanzierung mehrere Unterstützer braucht.

Jetzt übergaben Vertreter der lokalen Aktionsgruppe Kneippland/Unterallgäu des europäischen LEADER-Programms (LAG) den Förderbescheid in Höhe von 250 000 Euro, den das Gremium einstimmig beschlossen hat. "Das Projekt erfüllt sämtliche Kriterien der Fördermittelvergabe", erklärte LAG-Geschäftsführer Michael Stoiber.

1984 wurde die derzeitige Präsentation eröffnet, die den Fokus mehr auf die Kunstsammlung der Abtei legt. Einige wichtige Themen wie das Klosterleben und Erläuterungen zur Struktur des Klosters und dessen Beitrag zur Geschichte des Allgäus fehlten ganz. Nach dem "Relaunch" des Klostermuseums, so der zeitgemäße Titel der erlebnisorientierten Neukonzeption, wird sich das jedoch ändern. Doch trotz aller Neuheiten soll das Museum der Zukunft unter dem Motto des heiligen Benedikt stehen: "Damit in allem Gott verherrlicht werde"

(Der Artikel stammt aus der Memminger Zeitung vom 21.09.2019)